
Zwei Spitäler schickten eine junge Wienerin nach Hause, eine bakterielle Infektion blieb unbemerkt. Der 25-jährigen Mutter musste schließlich ein Oberschenkel amputiert werden.
Nichts ist mehr, wie es war, für diese junge Mutter aus Wien. Die sportbegeisterte Thaiboxerin und Gymnastin Klara O. wachte im Juli mit Schmerzen im Oberschenkel auf. Am 27. Juli fuhr die 25-Jährige mit ihrem Mann in die Klinik Donaustadt. „Ich habe in der Ambulanz eine Infusion bekommen, wurde geröntgt. Dann haben sie mich mit Schmerztabletten und dem Rat, das Bein zu kühlen, nach Hause geschickt“, berichtet die verzweifelte Frau im Gespräch mit der „Krone“.
Tags darauf waren die Schmerzen stärker, der Hausarzt tippte auf eine Thrombose. Mit der Rettung ging es diesmal in die Klinik Landstraße. Das Bein zeigte da neben der Schwellung schon Verfärbungen. „Diesmal haben sie einen Ultraschall gemacht und festgestellt, dass es keine Thrombose ist.“ Das Unfassbare: Wieder wurde Klara O. nach Hause geschickt.
Behandlung: Bein kühlen, hochlagern, schonen
„Verdacht auf Muskelfaserriss“, steht auf der Ambulanzkarte. Behandlung: „Schonen, Bein kühlen, hochlagern, Kompressionsverband anlegen“. Mit einem Rezept für Paracetamol und der Empfehlung, einen Orthopäden zu konsultieren, wurde sie erneut heimgeschickt. „Ich konnte nicht gehen, mein Bein brannte“, erinnert sie sich.
Tags darauf zeigte das Bein massive Verfärbungen, wieder wurde die Rettung gerufen. „Wir können Sie wieder in die Klinik Landstraße bringen, aber wahrscheinlich werden Sie wieder nach Hause geschickt“, soll der Sanitäter ihren Erinnerungen nach gesagt haben. Doch dort wollte die Patientin keinesfalls mehr hin. „Wir unterschrieben, dass sie nicht mitfährt, und überlegten, wo wir sie selbst hinbringen würden“, sagt ihr Mann.
Zwei Wochen Tiefschlaf, zwei Monate Krankenhaus
Doch so weit kam es nicht, denn kurz darauf verlor die junge Frau das Bewusstsein. Die Rettung brachte sie ins Donauspital, wo sie sofort operiert wurde. Offenbar kam es zu einer schweren Blutvergiftung durch ein fleischfressendes Bakterium – zwei Wochen lang kämpften Ärzte im AKH um das Leben der Mutter eines einjährigen Buben. Sie überlebte. Aber: Am 14. August musste ihr der Oberschenkel amputiert werden. Die Familie vermutet einen Zusammenhang mit einem Insektenstich.
Sobald mir die Krankenakte vorliegt, wird sich herausstellen, ob eine Fehldiagnose erfolgte und meiner Mandantin massiver Schaden zugefügt wurde.
Top-Anwalt nimmt sich des tragischen Falls an
„Für mich ist eine Welt zusammengebrochen“, sagt die Frau, die nun von Anwalt Florian Höllwarth vertreten wird: „Sobald mir die Krankenakte vorliegt, wird sich herausstellen, ob eine Fehldiagnose erfolgte und meiner Mandantin massiver Schaden zugefügt wurde.“
„Ich bin sehr traurig, brauche bei allem Hilfe. Es hat uns zerstört“, berichtet die Patientin vom zweimonatigen Klinikaufenthalt und mittlerweile acht Operationen. Der Sohn der früheren Kellnerin wird seither von ihrer Mutter versorgt. In zwei Wochen soll die Prothese kommen. „Dann muss ich wieder gehen lernen“, wischt sie sich Tränen aus dem Gesicht.
Der Wiener Gesundheitsverbund erklärt auf „Krone“-Anfrage, dass man sich vor dem Hintergrund der laufenden rechtlichen Klärung derzeit nicht weiter zu dem Vorgang äußern könne.