Josef Grünwidl zum Erzbischof von Wien ernannt

Österreich hat einen neuen obersten Hirten: Wie die „Krone“ bereits vorab berichtet hatte, wurde Josef Grünwidl nun vom Vatikan zum Erzbischof von Wien ernannt. Er folgt damit Kardinal Christoph Schönborn nach.
„Der Heilige Vater hat den bisherigen Apostolischen Administrator der Erzdiözese Wien, Josef Grünwidl, zum Erzbischof von Wien (Österreich) ernannt“, teilte der Vatikan am Freitag mit. 

Grünwidl hatte nach dem Rückzug von Schönborn in den Ruhestand seit 22. Jänner dessen Agenden vorübergehend übernommen. Nun wurde die Wahl des 62-Jährigen offiziell. Der Ministerrat, der gemäß Konkordat mit der Angelegenheit befasst werden muss, hat die Personalie bereits abgesegnet.

„Sei weiterhin ein dem Menschen naher Hirte“
Von Grünwidls Vorgänger Schönborn, der seinen Nachfolger seit 34 Jahren kennt, hieß es in einer ersten Reaktion: „Er ist ein erfahrener Seelsorger und ein echter Brückenbauer. Für Wien ist es auch wichtig, dass er ein hervorragender Kirchenmusiker ist. Mein Wunsch an ihn: Sei weiterhin ein dem Menschen so naher Hirte.“

Grünwidl selbst sagte in einer ersten Reaktion, man habe lange auf die Entscheidung aus Rom gewartet: „Dass es so lange gedauert hat, hat auch ein bisschen mit mir zu tun. Aber jetzt ist es so, Papst Leo hat mich zum Erzbischof ernannt. Ich habe nach langem Zögern nun auch von ganzem Herzen Ja gesagt.“ Er freue sich auf diese „große und herausfordernde Aufgabe“, so Grünwidl weiter: „Auch wenn wir zahlenmäßig weniger werden, werden wir nicht weniger wichtig für die Menschen und für unsere Gesellschaft.“
Weihe in der zweiten Jännerhälfte
Zur Ernennung des neuen Erzbischofs wird in Wien traditionell die Pummerin geläutet. Bevor Grünwidl den Bischofssitz „in Besitz nehmen“ kann, muss er noch zum Bischof geweiht werden. Diese Weihe würde laut Erzdiözese wahrscheinlich sein Amtsvorgänger Schönborn übernehmen, voraussichtlich in der zweiten Jännerhälfte 2026.

Die Infografik zeigt die Diözesen und Bischöfe der katholischen Kirche in Österreich. Josef Grünwidil wird der neue Erzbischof von Wien. Die Grafik listet die Namen und das Alter der Bischöfe für neun Diözesen sowie die Militärdiözese. Die Wiener und Salzburger Kirchenprovinzen sind farblich unterschieden. Quelle: APA.

Gratulationen von der Polit-Spitze
Bundespäsident Alexander Van der Bellen gratulierte dem designierten Nachfolger Schönborns bereits via Social Media: „Alles Gute für diesen verantwortungsvollen Dienst für eine Kirche, die zuhört und verbindet.“
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zeigte sich erfreut und wünschte dem neuen Erzbischof „viel Kraft und Zuversicht für die Aufgaben im neuen Amt“. Kultusministerin Claudia Plakolm (ÖVP) hob hervor, dass Papst Leo XIV. mit Grünwidl einen „Erzbischof, der die Kirche in all ihren Facetten kennt“, gewählt habe. Bekundungen der Freude kamen auch von NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Grünen-Chefin Leonore Gewessler, die sich auf einen ersten Austausch freut.

  Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte, dass er Grünwidl als „sehr besonnenen, umsichtigen und weltoffenen Seelsorger, Priester und Kirchenvertreter kennengelernt“ habe. Mit dessen Ernennung zum Wiener Erzbischof habe Papst Leo XIV. eine „weit über die katholische Kirche hinaus angesehene Persönlichkeit zum Nachfolger für Kardinal Christoph Schönborn berufen“. Gratulation kam auch von der Niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Sie wünschte dem gebürtigen Niederösterreicher „viel Kraft und Gottes Segen für diese verantwortungsvolle Aufgabe“.

Caritas freut sich auf Zusammenarbeit
Die Caritas der Erzdiözese Wien freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Erzbischof, der für eine Kirche stehe, die den Menschen nahe ist und Not erkennt. Auch Missio Österreich zeigte sich erfreut, wie die Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Die Ernennung Grünwidls sei „ein erfreuliches Signal an das Kirchenvolk der Erzdiözese Wien“, so letztere.

Ob Grünwidl Kardinal wird, ist noch offen
Ob Grünwidl so wie Schönborn und dessen Amtsvorgänger auch zum Kardinal ernannt wird und damit ein Stimmrecht bei der Wahl des nächsten Papstes bekäme, ist unterdessen noch offen.
Zwar war es wegen der historischen Rolle des Bistums Wien laut einem Sprecher der Erzdiözese bisher üblich, dass der Wiener Erzbischof nach einer gewissen Zeit vom Papst zum Kardinal ernannt wird. Eine kirchenrechtliche Bestimmung dazu gibt es allerdings nicht. Papst Franziskus hatte sich zuletzt von dieser Tradition gelöst. Wie es der aktuelle Papst Leo mit dieser Frage hält, ist nicht absehbar. Er hat bisher noch keine Bischöfe ernannt.

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